Margarete Kubicka war nicht immer bequem, aber immer aufrecht und zuverlässig:
Margarete Kubicka hat in der Zeit von 1891 - 1984 gelebt. 1927 ist sie mit ihrem Mann und den zwei Kindern in die Onkel-Bräsig-Straße 46 gezogen. Für das Ehepaar war es aus vielerlei Gründen der ideale Ort. Die Kinder konnten draußen spielen, Margarete Kukicka konnte als Lehrerin arbeiten und im Haus gab es ein kleines Arbeitszimmer für die Kunst. Margarete Kubicka hat dort bis 1956, dem Jahr ihrer Pensionierung, gelebt.
Margarete Kubickas Kinder; ihre Familie; die Zeit von 1926 bis 1945
1918 wurde ihre Tochter Janina geboren, ihr Sohn Karol 1926.
Schule und familiäre Belastungen ließen ihr von 1926-1945 wenig Zeit, sich künstlerisch zu betätigen - die Familie bestimmte Ihr Denken. Insbesondere die Versorgung, der Schutz der Familie und die Rettung der Kunstwerke (ihres Mannes und die eigenen) hatten oberste Priorität. Um ihr Heim nicht allein zu lassen war sie zu allem bereit, sie täuschte eine Blinddarmentzündung vor und ließ sich den intakten Blinddarm entfernen. Die wenigen Arbeiten, die in dieser Zeit entstanden sind, beschäftigen sich mit ihrem Mann, ihren Kindern, der Britzer Umgebung und Menschen, denen sie auf der Straße begegnete. Trotz aller Schwierigkeiten blieb sie politisch aktiv.
Margarete Kubickas Ehe mit Stanislav
1911 lernte sie Stanislav Kubicki auf der Berliner Königlichen Kunstschule kennen und lieben. 1916 haben Sie gegen den Willen der Familien geheiratet. Beide Familien reagierten mit dem Bruch der Beziehungen. Sie wird von ihrem Sohn als das Haupt der Familie bezeichnet - sie hat das Geld verdient, den Ehemann unterstützt und gefördert - nicht nur mit Literatur, sondern auch finanziell. Dabei vertrat sie stets ihre eigenen künstlerischen und politischen Auffassungen. Heute würde man sie als emanzipiert bezeichnen. Margarete litt sehr unter der durch die Nationalsozialisten verursachten Trennung vom geliebten Mann. Nur unter Druck und um weiteren Repressalien zu entgehen, haben sie sich 1938 zur Scheidung entschlossen.
Ihr Ehemann musste 1934 aus Deutschland flüchten. Er wurde 1942 in Warschau von der Gestapo ermordet.
Die Anarchistin, die Widerstandskämpferin; die Künstlerin
Schon während der Schulzeit beobachtete sie die Armut der Moabiter Arbeiterbewegung. Daraus entwickelte sich bei Margarete Kubicka eine Empörung über die ungerechten sozialen Verhältnisse in der Stadt. Sie stellte die Verbindung zur Zeitschrift Aktion her und beeinflusste die Gruppe mit ihren pazifistischen und linkskommunistischen Vorstellungen. Das zentrale Thema für Margarete war der Mensch - sie erzählte in ihren Bildern und Texten kollektive und individuelle Prozesse menschlichen Werdens, Denkens und Handelns. Sie engagierte sich in der kommunistischen Künstlergruppe Kommune.
Der Faschismus veränderte das Leben von Margarete Kubicka. Das Haus der Kubickis in der Onkel-Bräsig-Straße wurde mehrfach von SA-Männern durchsucht und Bilder zerstört. Margarete wurde zwangsversetzt - behielt aber ihre Anstellung als Lehrerin. Auch das Ausmaß der Zerstörungen durch den Krieg und der Gemütsstand vieler Berliner bestätigten sie in ihrer Anschauung über den verbrecherischen Krieg und ihre antifaschistische Grundhaltung. Trotz des hohen Risikos hat sie polnische Zwangsarbeiter, die in der Nachbarschaft untergebracht waren, mit Lebensmitteln versorgt; sie hat Freunde, die sich illegal in Berlin aufgehalten haben, beherbergt; sie nahm an Treffen von linksorientierten Britzer Anwohnern teil, in ihrem Haus trafen sich Antifaschisten.
Sie hat unter anderem Verbindung zu Theo Hausbach - Mitbegründer der Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis. Es gibt eine Reihe von Bildern, die ihre ablehnende Haltung gegenüber der nationalsozialistischen Herrschaft dokumentieren. Von innerer Emigration kann in Bezug auf ihre Aktivitäten gegen die nationalsozialistische Barbarei nicht gesprochen werden. Für die Humanistin und Menschenfreundin war es eine Selbstverständlichkeit Menschen in Not zu helfen.